Basische Aminosäuren gegen eine Übersäuerung des Organismus

Basische Aminosäuren gegen eine Übersäuerung des Organismus

Aminosäuren sind Stickstoffverbindungen, die dem Organismus als Bausteine für Proteine (Eiweiße) dienen. Proteine sind an zahlreichen Körperfunktionen beteiligt und daher lebensnotwendig. Unser Körper kann die erforderlichen Aminosäuren nur teilweise selbst produzieren: Sogenannte essentielle Stickstoffverbindungen müssen mit der Nahrung zugeführt werden. Relevant für die Körperfunktionen sind ihre Eigenschaften: Es gibt saure und basische Aminosäuren. Da das menschliche Blut einen pH-Wert von über sieben aufweist, haben entsprechende Proteinbausteine eine besondere Bedeutung. Denn unser Körper möchte diesen Wert möglichst konstant halten. Zur Erläuterung: pH-Werte über sieben sind basisch, solche darunter sauer. Eine Abweichung vom Normalwert nach unten bedeutet folglich, dass der Organismus übersäuert ist. Ein solches Ungleichgewicht des Säure-Basen-Haushalts kann unsere Gesundheit beeinträchtigen, sind sich Ernährungswissenschaftler und Naturheilkundler einig. Von einer säurelastigen Ernährung raten sie daher ab. Das betrifft vor allem auch Senioren. Nahrungsmittel mit basischen Aminosäuren können möglicherweise einigen typischen Beschwerden im Alter entgegenwirken. Basische Aminosäuren sind:
  1. Arginin (nicht-essentiell)
  2. Lysin (essentiell)
  3. Histidin (semi-essentiell)
Was sie können und wozu sie unserem Körper dienen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Proteinogene Aminosäuren und ihre Bedeutung

Proteinogene Aminosäuren dienen dem Aufbau von körpereigenen Proteinen. Im menschlichen Erbgut sind 20 solcher Eiweißbausteine angelegt. Über den Verdauungstrakt werden mit der Nahrung aufgenommene Proteine in die einzelnen Bausteine zerlegt. Diese stehen dem Organismus anschließend zur Herstellung der benötigten Eiweiße zur Verfügung. Wie gut sie verwertet werden können, richtet sich insbesondere nach der Proteinquelle bzw. den enthaltenen Aminosäuren. 

Unterteilung der Proteinbausteine in drei Klassen

Wir unterscheiden in essentielle, semi-essentielle und nicht-essentielle Aminos. Als nicht-essenziell wird jede Aminosäure bezeichnet, die Ihr Körper selbst in der erforderlichen Menge herstellen kann. Die einzige Voraussetzung ist eine durchschnittlich ausgewogene Ernährung. Eine Aminosäure ist essenziell, wenn eine Aufnahme über die Nahrung zwingend erforderlich ist: Der Körper kann sie nicht selbst herstellen, sodass eine unzureichende Zufuhr zwangsläufig zu einem Aminosäuren Mangel führt. Bei guter gesundheitlicher Verfassung ist unser Körper in der Lage, semi-essentielle Aminosäuren aus den essentiellen selbst herzustellen. Stress, Krankheit oder andere ungünstige Umstände können diese Fähigkeit beeinträchtigen. Dann ist der Organismus ebenfalls auf die Aufnahme mit der Nahrung angewiesen. Enthält eine Proteinquelle alle essenziellen Bausteine in optimaler Zusammensetzung, wird sie als vollständig bezeichnet. Für eine ausgewogene Versorgung empfiehlt die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) Erwachsenen die Aufnahme von durchschnittlich 0,8 Gramm Protein je Kilogramm Körpergewicht am Tag. Unser Alter und unsere Verfassung können die optimale Menge beeinflussen. Als ausgewogen gilt eine kombinierte Bedarfsdeckung aus pflanzlichen und tierischen Proteinquellen.

Was ist eine basische Aminosäure

Im menschlichen Organismus herrscht ein basisches Milieu

Unser Blut weist im Normalfall etwa einen pH-Wert zwischen 7,35 und 7,44 auf. Es ist folglich leicht basisch, was für viele Funktionen im Organismus ideal ist. Der Körper verfügt über eigene Puffersysteme, um das basische Milieu möglichst konstant aufrecht zu erhalten. Ist der Aminosäure-Gehalt der Nahrung allgemein eher sauer als basisch, können die Puffersysteme jedoch überfordert sein. Unter Schwankungen leidet der Sauerstoff- und Nährstofftransport über das Blut und somit der gesamte Stoffwechsel. Konkret betrifft das unter anderem:
  • Elektrolythaushalt
  • Zellversorgung
  • Nervensystem als Reizleiter
  • Muskelaktivität

Die Aufgaben der basischen Aminosäuren

Diese basischen Aminosäuren benötigt unser Körper:
  • Arginin (nicht-essentiell)
  • Lysin (essentiell)
  • Histidin (semi-essentiell)
Die Aminosäure Arginin stellt ein gesunder Organismus selbst her. Sie trägt zur Erweiterung der Blutgefäße bei und wirkt damit Verklumpungen und Durchblutungsstörungen entgegen. Ergänzend zur Eigenproduktion profitieren Sie von Arginin in Walnüssen, Erdnüssen, Hafer, Vollkornreis, Geflügel, Schweinefleisch und Rindfleisch. Auf die Zufuhr der Aminosäure Lysin ist der Organismus dringend angewiesen. Sie ist insbesondere an der Enzymbildung und dem Hormonhaushalt, der Immunstabilität und der Regeneration des Gewebes beteiligt. Enthalten ist Lysin unter anderem in Erdnüssen, Linsen, Sojabohnen, Thunfisch, Garnelen und Schweinefleisch. Histidin dient der Histaminbildung. Es ist vor allem für die Immunfunktion und den Verdauungstrakt wichtig. Ein gesunder erwachsener Organismus stellt Histidin selbst her. Außerdem kann der Bedarf über Nahrungsmittel wie Linsen, Weizenkeime, Lachs und Thunfisch gedeckt werden.

Auf die Vollständigkeit kommt es an

Ernährungswissenschaftler betonen die Wichtigkeit basischer proteinogener Bausteine, da sie eine Übersäuerung des Organismus als mitverantwortlich für einige chronische Krankheiten erachten. Grundsätzlich benötigt Ihr Körper aber essentielle Aminosäuren unabhängig von deren pH-Wert. Eine ausgewogene Ernährung trägt dazu bei, das Säure-Basen-Gleichgewicht zu erhalten: Der pH-Wert unseres Blutes sollte im Idealfall im genannten Bereich zwischen 7,35 und 7,44 liegen. 

Puffersysteme des Organismus gleichen Schwankungen aus

Im menschlichen Blut ist das sogenannte Kohlensäure-Bikarbonat-System aktiv. Es kurbelt den Abbau überschüssiger Säuren an, was den pH-Wert stabil hält. Ebenso ist das Hämoglobin, der rote Blutfarbstoff, daran beteiligt. Die sauren Substanzen werden in einzelne Bestandteile aufgespalten, wobei ein Großteil als Kohlendioxid über die Lunge ausgeatmet wird. Eine verstärkte, tiefe Atmung, zum Beispiel bei sportlicher Aktivität, fördert den Säureausstoß über die Lunge. Ein weiteres bedeutsames Puffersystem gibt es in den Nieren, um Säuren mit dem Harn auszuscheiden. Trinken Sie viel Wasser oder ungesüßten Tee, fördern Sie diesen Prozess. Die Darmaktivität, Muskelaktivität und Schweißabsonderung tragen ebenfalls zum Säureabbau bei.

Acidose - die Übersäuerung des Körpers

Wir unterscheiden zwischen der akuten metabolischen und der latenten Acidose. Das Risiko einer latenten Acidose entsteht, wenn wir uns langfristig zu säurehaltig ernähren. Ist der Säuregehalt der Nahrung dauerhaft zu hoch, reichen die Puffersysteme des Körpers möglicherweise nicht mehr aus. Latent bedeutet, dass der pH-Wert des Blutes geringfügig ins saure Milieu verschoben ist. Unsere Körperfunktionen können damit insgesamt noch aufrechterhalten werden. Andererseits ist eine ausgewogene Versorgung der Zellen mit allen erforderlichen Nährstoffen nicht mehr gewährleistet. Insgesamt führt eine latente Übersäuerung auf Dauer dazu, dass unser Stofftransport und die Verstoffwechselung beeinträchtigt werden. Aufgrund der erhöhten Säureausscheidung über die Nieren ist die latente Acidose durch einen niedrigen pH-Wert im Urin nachweisbar. Die körpereigene Pufferung der Säuren ist auf Mineralstoffe angewiesen und eine basische Aminosäure ist üblicherweise mineralstoffhaltiger als eine saure. Das bedeutet: Der Körper benötigt bei einer latenten Acidose verstärkt Mineralstoffe. Er erhält aber weniger dieser Stoffe, wenn wir uns überwiegend sauer ernähren. Zur Regulierung des Mineralstoffhaushalts werden daher verstärkt basische Nahrungsmittel empfohlen. Eine rein ernährungsbedingte akute metabolische Acidose ist recht unwahrscheinlich: Dabei tritt eine raschere Verschiebung des pH-Wertes in den sauren Bereich auf. Eine solche verhindern die Puffersysteme unseres Körpers normalerweise. Die Ursache kann eine chronische Niereninsuffizienz sein, die die Säureausscheidung beeinträchtigt. Ein diabetisches Koma ist ein weiterer Risikofaktor.

Aminosäuren durch gesunde Nahrung aufnehmen

Basische Aminosäuren und das Säure-Base-Verhalten

Es ist ein häufiger Irrglaube, dass ein Mensch einfach viele proteinhaltige Nahrungsmittel verzehren muss, um eine ausgewogene Versorgung zu gewährleisten. Es kommt auf die Proteinqualität an - genauer auf die Aminosäure-Zusammensetzung. Um sie im Körper optimal verwerten zu können, ist eine hohe Bioverfügbarkeit vorteilhaft. Auch müssen alle relevanten Bausteine für die wichtigen körpereigenen Proteine enthalten sein. Das gilt speziell für essenzielle und unter Umständen semi-essentielle Aminosäuren sowie solche basischer Natur. Die Ansichten von Ernährungsberatern und praktischen Tipps zur Nahrungszusammenstellung gehen dabei nicht immer konform. Wissenschaftlich anerkannt ist die "Potential Renal Acid Load", kurz PRAL. Dieser Wert bezeichnet die Säureausscheidung einzelner Lebensmittel über die Nieren und somit die Säurebelastung des Körpers. Ein negativer PRAL-Wert zeigt einen Basenüberschuss, ein hoher Wert einen Säureüberschuss an. Da die körpereigenen Puffersysteme auf basischer Basis arbeiten und basische Nahrungsmittel einen entsäuernden Effekt haben, gilt: Saure Lebensmittel tragen zu einem Verbrauch basischer Reserven bei. Sauer bezieht sich allerdings nicht auf den Geschmack, sondern auf die chemischen Eigenschaften!

Individuelle Konstitution und Nährstoffqualität beachten

Der PRAL-Wert alleine ist als Richtwert dennoch unzureichend. Für den tatsächlichen Säure-Basen-Haushalt und die richtige Ernährung spielen weitere Faktoren eine Rolle:
  • Sind Sie regelmäßig sportlich aktiv, wird ein Säureüberschuss verstärkt über die Atmung und die Muskelaktivität abgebaut.
  • Nehmen Sie viel Flüssigkeit auf, bevorzugt Wasser, unterstützen Sie den Säureabbau über die Nieren.
Ältere Menschen, die naturgemäß eher zu einem Verlust der Knochensubstanz neigen, verfügen über ein weniger aktives Puffersystem als junge Menschen. Sie sollten sich verstärkt basisch ernähren, so die Auffassung des Vereins für unabhängige Ernährung (UGB). 

Wie uns eine ausgewogene Ernährung positiv beeinflusst

Studien bestätigen einen Zusammenhang zwischen dem Säure-Basen-Haushalt und Osteoporose, informiert die UGB: Schon eine geringe, länger anhaltende Übersäuerung begünstigt den Abbau der Knochensubstanz. Das liegt an dem Verlust von Mineralstoffen, die der Körper zwecks Säureausscheidung unter anderem aus den Knochen bezieht. Ebenso können die Knorpelstruktur und das Bindegewebe als Stützapparat betroffen sein. Weiterhin erläutert die UGB: Bereits 2004 haben die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Welternährungsorganisation (FAO) bestätigt, dass der Knochenabbau und die damit verbundene Störung des Kalziumhaushalts mit der Proteinzufuhr zusammenhängen. Deshalb empfehlen sie, säurebildende Lebensmittel in Maßen zu genießen. Das gilt auch für Rheuma- und Gichterkrankungen, die mit erhöhten Säureausscheidungen in Zusammenhang stehen.

Ernähren Sie sich überwiegend basisch?

Diese Erkenntnisse dürften ältere Menschen besonders interessieren: Eine ausgewogene Ernährung zur Regulierung des Säure-Basen-Haushalts könnte typischen Leiden im Alter wie Osteoporose entgegenwirken. WHO und FAO empfehlen daher, den Verzehr säurebildender Lebensmittel wie Fleisch zu reduzieren. Neben Osteoporose könnte dies weitere Beschwerden positiv beeinflussen:
  • Herz-Kreislauf-Störungen
  • Bluthochdruck
  • Bindegewebsschwäche
  • Muskelabbau
  • Durchblutungsstörungen
Wissenschaftlich geklärt ist der Zusammenhang bisher nicht eindeutig. Wohl aber sind sich Ernährungsforscher einig, dass ein konstanter pH-Wert wichtig für die Regulierung der Körperfunktionen ist. Er sollte stets leicht basisch sein. Daher empfehlen sie, bevorzugt Nahrungsmittel mit basischen Aminosäuren zu verzehren. Das gilt ganz besonders, wenn bereits eine latente Acidose bekannt ist sowie mit zunehmendem Alter, wenn das Risiko für bestimmte Erkrankungen steigt. Als Richtwert für ein ausgewogenes Verhältnis geben Ernährungsberater oft etwa zwei Drittel basische oder pflanzliche Aminosäuren an. Saure oder tierische Aminosäuren dürfen wir zu einem Drittel in unsere Ernährung integrieren. Möchten Sie sich gesundheitsbewusst ernähren, achten Sie einfach darauf
  1. den Fleischkonsum zu reduzieren,
  2. Alkohol und zuckerhaltige Lebensmittel einzuschränken und
  3. regelmäßig frisches Gemüse und Obst zu verzehren.
Wenn Sie lernen, besser mit Stress umzugehen, sich regelmäßig bewegen und ausreichend trinken, tragen Sie ebenfalls zu einem ausgewogenen Aminosäure Stoffwechsel bei.

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