Saure und basische Aminosäuren - das sollten Sie wissen

Saure und basische Aminosäuren - das sollten Sie wissen

Aminosäuren lassen sich in verschiedenste Kategorien einteilen. Kennen Sie essentielle Aminosäuren und nicht-essentielle Aminosäuren? Diese Unterscheidung knüpft daran an, welches Amino unser Körper selbst bildet und welche nicht. Daneben lassen sich die Eiweißbausteine nach ihren chemischen Eigenschaften einordnen. Was saure und basische Aminosäuren ausmacht, erfahren Sie im folgenden Beitrag.

Die Eigenschaften saurer und basischer Proteinbausteine

Aminos, die zum Aufbau von körpereigenem Eiweiß dienen, werden als proteinogene Aminosäuren bezeichnet. Häufig nennen wir sie Aminosäuren Proteine. Diese Aminos sind deshalb von großer Bedeutung, weil sie den genetischen Code des Menschen bilden. Die Eiweißbausteine können sich in ihren chemisch-physikalischen Eigenschaften unterscheiden. Einige von ihnen sind sauer, andere basisch. Das wirkt sich unter anderem darauf aus, welchen Einfluss das jeweilige Amino auf bestimmte Stoffwechselvorgänge nehmen kann. Für unsere Gesundheit sind sowohl saure als auch basische Anteile wichtig. Dabei kommt es auf ein ausgewogenes Gleichgewicht an.

Saure, basische und weitere Aminos

Der pH-Wert und das neutrale Blut

Der pH-Wert ist ein Maß dafür, ob eine wässrige Lösung einen sauren oder einen basischen Charakter hat. Der Wert 7 ist dabei neutral. Werte unter 7 stehen für Säuren, Werte über 7 für Basen. Der pH-Wert des menschlichen Blutes liegt bei etwa 7. Blut hat einen neutralen pH-Wert. Die Magensäure hat einen pH-Wert von 2. Urin bei gesunden Menschen weist einen Wert zwischen 5 und 7 aus. Speichel ist normalerweise ebenfalls neutral und hat maximal einem pH-Wert von 7,1. Wenn die üblichen Normwerte in verschiedenen Körperbereichen von den normalen pH-Werten abweichen, können sich gesundheitliche Probleme daraus ergeben. Im Organismus sind für bestimmte Stoffwechselvorgänge Umgebungen mit chemisch-physikalischen Eigenschaften vorgesehen. Verliert beispielsweise der Magensaft seinen sauren Charakter, können Verdauungsschwierigkeiten auftreten, weil die Nahrung nicht mehr angemessen zerlegt wird. Überwiegend herrscht in unserem Körper ein basisches bis neutrales Niveau. 

Der Säure-Basen-Haushalt

Der Säure-Basen-Haushalt ist ein komplexes Regulationssystem, dass Ungleichgewichten bei den pH-Werten entgegenwirken soll. Besonders das Blut, das Bindegewebe, die Nieren und die Lunge sind in dieses System eingebunden. Verschiedene Einflüsse von außen zum Beispiel durch die Aufnahme von Nahrung wirken auf dieses Regulationssystem ein und können um saure Zustände im Körper verursachen. Wird das System überfordert, sehen manche Ernährungswissenschaftler und Naturheilkundler die Gefahr einer Übersäuerung des Organismus. Sie gehen davon aus, dass vor allem unsere Ernährung die Puffersysteme der Regulationsorgane überlasten könnte. Eiweiß und einige Aminos können Säuren bilden, wenn sie abgebaut und verstoffwechselt werden. Andere Proteinbausteine können ihrerseits zum Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen beitragen. Jede Aminosäure hat dabei ihren Platz und ihren Aufgabenbereich, gleich, ob sauer oder basisch. Probleme können dann entstehen, wenn einzelne Bausteine fehlen oder bestimmte Aminos und andere Substanzen überwiegen.

Saure Aminosäuren

Die meisten Proteinbausteine können nicht eindeutig als basisch oder sauer bezeichnet werden. Das liegt an ihrem chemischen Aufbau. Sie verfügen jeweils über einen sauren Anteil und einen basischen Anteil. Bestimmte proteinogene Bausteine bilden aber in ihrer Struktur noch eine Seitenlinie aus, die ihnen einen sauren oder basischen Charakter verleiht. Man kann sich ihre jeweiligen spezifischen Eigenschaften in einer ausgewogenen und bewussten Ernährung zu Nutze machen.

Saure Aminosäuren: Asparaginsäure und Glutaminsäure

Diese Proteinbausteine tragen ihren sauren Charakter bereits im Namen. Sie reagieren chemisch als Säure und werden bei dieser Reaktion zu den Salzen Aspartat und Glutamat. Beide sind Neurotransmitter. Das sind Botenstoffe, die im menschlichen Nervensystem bestimmte Reaktionen fördern oder unterbinden. Außerdem werden beide Bausteine für den Aufbau körpereigenen Eiweißes benötigt.

Saure Aminosäuren: Asparaginsäure - Aspartat

Dieses Amino kommt in verschiedenen Lebensmitteln wie beispielsweise Kabeljau, Tofu, Soja und im Eiklar vor. Der Baustein soll zusammen mit Glutamat in der Mehrzahl der Synapsen im menschlichen Nervensystem als Botenstoff arbeiten. Die Synapsen bilden die Verbindungen zwischen verschiedenen Nervenzellen. Weiterhin hat der Eiweißbaustein auch eine Funktion im Harnstoffzyklus inne. Der Harnstoffzyklus ist ein wichtiger Stoffwechselvorgang. Interessant ist außerdem, dass Asparaginsäure die Grundlage für die Herstellung von Aspartatam ist. Aspartatam ist ein bekannter, aber nicht unumstrittener Süßstoff.

Saure Aminosäuren: Glutaminsäure und Glutamat

Glutaminsäure kommt in verschiedenen Lebensmitteln wie etwa Rindfleisch, Hähnchen, Lachs, Hühnerei und Kuhmilch vor. Nimmt Glutamat als Botenstoff eine erregende (aktivierende) Funktion wahr. Auch in der Netzhaut der Augen ist dieser Neurotransmitter aktiv. Er fördert den Muskelaufbau und soll das Immunsystem unterstützen. Als Lebensmittelzusatz entfaltet Glutamat eine geschmacksverstärkende Wirkung

Lysin, Histidin und Arginin

Diese Dreiergruppe bildet die basischen Vertreter der Eiweißbausteine. Mit Lysin ist dabei auch eine essentielle Aminosäure vertreten. Sie wird nicht vom Organismus selbst hergestellt, sondern muss immer wieder neu mit der Nahrung zugeführt werden. Arginin und Histidin sind semi-essenzielle Eiweißbausteine.

Lysin

Lysin hat eine Vielzahl von Funktionen im Körper. Wenn schneller Muskelaufbau Ihr Ziel ist, kann Lysin Ihnen die nötige Energie liefern. Der Eiweißbaustein ist unter anderem
  • am Aufbau anderer Proteinbausteine,
  • am Knochenwachstum,
  • an der Zellteilung und
  • Wundheilung
beteiligt. Es ist besonders interessant, weil es Kollagen aufbaut. Kollagen ist eine spezielle Gewebeform, sie bildet die Grundlage des Bindegewebes. Lysin findet sich überwiegend in Lebensmitteln tierischer Herkunft wie in Fleisch, in Eiern, in Fisch oder in Milchprodukten. Es gibt Hinweise darauf, dass Lysin dabei helfen kann, Herpesviren in Schach zu halten. Die Viren der Herpes-Familie ruhen in den Nervenzellen, nachdem sich der Mensch einmal mit ihnen in infiziert hat. Unter bestimmten Umständen und durch bestimmte Faktoren bedingt können sie wieder aktiv werden. Dann können unter anderem die typischen Herpesbläschen beispielsweise an der Lippe erscheinen. Ob Lysin tatsächlich die erneute Aktivierung der Herpesviren hemmen kann, ist noch nicht wissenschaftlich erwiesen. Es scheint aber möglich, dass hier ein Wechselspiel mit der anderen basischen Aminosäure Arginin vorliegt. Arginin und Lysin besetzen ähnliche Rezeptoren im menschlichen Nervensystem. Obwohl die genauen Zusammenhänge auch bei Arginin noch nicht bekannt sind, soll Arginin die Aktivierung von Herpesviren fördern.

Arginin

Arginin hat viele lebenswichtige Funktionen. Unter anderem ist es am Stickstoff Stoffwechsel beteiligt. Der Stickstoffstoffwechsel ist ein wichtiges System, von dem unter anderem die Beschaffenheit der Blutgefäße abhängt. Arginin kommt dabei eine Gefäßerweiternde Funktion zu. Diesen Effekt machen sich auch verschiedene Nahrungsergänzungsmittel und sogar Arzneimittel zu Nutze. So soll Arginin etwa bei erektiler Dysfunktion eingesetzt werden und Blutdruck senken können. Endgültige Forschungsergebnisse stehen in diesem Bereich noch aus. Auch Bodybuilder machen sich gern den pumpenden Effekt von Arginin zu Nutze. Studien konnten auch nachweisen, dass Arginin antioxidativ wirkt. Antioxidantien bekämpfen in unserem Körper sogenannte freie Radikale. Dabei handelt es sich um bindnungsfreudige Sauerstoffmoleküle. Sie können zellschädigend wirken und werden für viele negative Erscheinungen wie etwa Falten verantwortlich gemacht.

Histidin

Histidin ist die Vorstufe verschiedene anderer wichtiger Stoffe wie beispielsweise Histamin. Histamin hat seinerseits eine wichtige Funktion im menschlichen Immunsystem. Daneben hat Histidin einen Anteil an der Blutbildung über den Blutfarbstoff Hämoglobin und den Einbau von Eisen in diesen Prozess. 

Jede Aminosäure hat ihren Platz

Im Vergleich der verschiedenen Proteinbausteine wäre es falsch zu sagen, dass die sauren Vertreter weniger wichtig oder sogar schädlich sind. Alle Aminos, die hier vorgestellt wurden, haben eine wichtige Funktion und spielen eine wichtige Rolle im Gleichgewicht der Proteinbausteine. Es fällt auf, dass die sauren Aminos Salze wie Glutamat und Aspartat bilden. Deren zusätzliche Zuführung im Übermaß wird von manchen Ernährungsexperten kritisch gesehen. Beispiele sind der Süßstoff Aspartate und der Einsatz von Glutamat als Geschmacksverstärker. Hier entsteht eine sehr hohe Konzentration dieser Säuren, die möglicherweise nicht allen Menschen bekommt. Werden diese Aminos aber zusammen mit anderen Bausteinen aufgenommen, nehmen sie ihre normalen Funktionen in verschiedenen Stoffwechselprozessen wahr. Bei den basischen Aminos gilt, dass einige von ihnen wie Arginin auch als Solo-Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden können. Nicht alle Effekte sind dabei bereits wissenschaftlich untermauert, viele Menschen profitieren jedoch bereits von einer zusätzlichen Aufnahme. Bei allen Aminos wie auch beim Ausgleich zwischen Säuren und Basen sollten Sie beachten, dass es auf das Zusammenspiel aller Aminosäuren ankommt. Wer mehr Arginin aufnimmt, sollte Lysin nicht vergessen.

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