Ähnlich wie beim Menschen spielt auch bei Hunden die Muskulatur eine Schlüsselrolle für Vitalität, Beweglichkeit und Lebensfreude bis ins hohe Alter hinein. Besonders die Gelenke profitieren von starken, sie umgebenden Muskeln.
Nicht zuletzt sind Muskeln entscheidend für den Energieumsatz eines Hundes auch in Ruhe. Unsere Vierbeiner leiden heute an typischen Erkrankungen und Erscheinungen, die wir Menschen mit einem nicht idealen Lebensstil assoziieren.
Zu nennen sind hier beispielsweise Arthrose und Übergewicht. Bewegungsmangel ist auch bei den Tieren keine Seltenheit. Der Aufbau von Muskulatur in einem gesunden Maß hilft dabei, unsere Hunde länger jung und gesund zu halten.
Auch, wenn bereits gesundheitliche Einschränkungen etwa nach Verletzungen bestehen, steht die Entwicklung von Muskeln im Fokus. Wie aber lässt sich Muskulatur bei unseren Vierbeinern aufbauen? Gibt es Krafttraining für Hunde?
Welche Rolle kommt der Ernährung beim Aufbau von Muskeln zu? Erfahren Sie in diesem Beitrag mehr zum Thema.
Der Einfluss von Bewegung auf die Muskulatur beim Hund
Der Aufbau von Muskeln richtet sich bei unseren vierbeinigen Begleitern nach den gleichen Grundsätzen wie bei uns Menschen. Muskeln benötigen eine Forderung, einen Reiz, um zu wachsen.
Außerdem müssen sich Anstrengungs- und Ruhephasen abwechseln, damit mehr Muskelmasse entsteht. Ein Muskelaufbautraining für unseren Vierbeiner kommt folglich ohne gezielte Bewegungsreize nicht aus.
Muskelaufbau Hund – wie funktioniert der Muskelzuwachs?
Wachstum des Muskels ist eine Anpassungsreaktion. Muskeln passen sich einer körperlichen Forderung an, um diese entsprechend zukünftig bewältigen zu können. Muskelwachstum steht dabei allgemein für eine Zunahme der vorhandenen Muskulatur.
Dabei verdicken sich die existenten Muskelfasern. Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch von Muskelhypertrophie (bzw. Hypertrophietraining). Es ist nicht eindeutig geklärt, ob es im Zuge von Muskelaufbautraining für Hunde auch zu einer Neubildung von Muskelfasern kommt.
Der Fachausdruck dieser Art von Muskelwachstum ist Muskeldysplasie. Diese konnte bei einigen Nagetieren bereits nachgewiesen werden. Offen ist geblieben, ob die Ergebnisse auch auf andere Säugetiere wie Hunde übertragen werden können.
(Vgl. Se-Jin Lee: Regulation of muscle mass by myostatin. In: Annu. Rev. Cell Dev. Biol. 2004. 21. April 20, 2004, S. 61-86.)
Es gibt kein typisches Standardtraining für den Aufbau von Muskeln bei unseren Vierbeinern. Zu unterschiedlich sind die jeweiligen individuellen Voraussetzungen, die jedes einzelne Tier mitbringt.
Beispielsweise können bestimmte anatomische Fehlbildungen etwa im Hüftgelenk eine Reihe von Trainingsmaßnahmen von vornherein ausschließen.
Anders als bei manchen Kraftsportlern unter den Menschen geht es bei unseren vierbeinigen Begleitern auch nicht darum, Muskulatur aus rein ästhetischen Gründen oder aus der Eitelkeit des Halters heraus besonders auszubilden.
Gefragt ist eine natürliche und gesunde Muskulatur, die sämtliche Körperfunktionen unterstützt und verschiedene andere anatomische Elemente wie beispielsweise Gelenke schützt.
Die individuelle Konstitution beachten
Jedes Tier bringt von seiner Konstitution und seinem Alter her unterschiedliche Voraussetzungen bei der Muskulatur mit. Diese sollten Sie bei jeder Art von Muskelaufbautraining berücksichtigen.
Welpen befinden sich insgesamt noch im Wachstum und bauen das gesamte Körpergewebe erst vollständig auf. Mit einem gezielten Muskelaufbautraining sollten Sie nicht bei Tieren beginnen, die jünger als ein Jahr alt sind.
Auch bei erwachsenen Tieren kann es empfehlenswert sein, vor einem gezielten Training das Tier von einem Tierarzt untersuchen zu lassen. Vielleicht gibt es individuelle Erkrankungen oder anatomische Besonderheiten, die gegen eine bestimmte Art von Training sprechen.
Es versteht sich auch von selbst, dass bei Tieren mit bekannten vorhergehenden Verletzungen oder anatomischen Besonderheiten ein Training nicht ohne Unterstützung eines Physiotherapeuten oder Tierarztes begonnen werden sollte.
Manche Tiere werden von einem sehr spezifischen Training unter physiotherapeutischer Begleitung - zum Beispiel Wassertraining - besonders profitieren können.
Es geht auch darum, den Vierbeiner weder zu unterfordern noch zu überfordern. Muskelwachstum ist auf ein ausbalanciertes System von Reiz- und Ruhephase angewiesen.
Weitere Grundsätze eines Muskelaufbautrainings für Hunde
Wer als Halter die Muskulatur seines Vierbeiners gezielt trainieren möchte, sollte die folgenden Prinzipien verinnerlichen:
- Bei Hunden ist wie bei Menschen auf ein ausreichendes Aufwärmtraining vor den eigentlichen Übungen zu achten. Ein gutes Aufwärmtraining ist beispielsweise langsames und schnelles Gehen sowie Laufen abzuwechseln. Auch Übungen mit einem Ball können sich gut für Aufwärmeinheiten eignen.
- Muskelaufbau sollte insgesamt mit Spaß und Spiel für den Vierbeiner verbunden werden. Auch dürfen die Übungen nicht langweilig werden.
- Die eigene, vor allem psychische Konstitution beeinflusst den Spaß des Hundes am Training. Schlechte Laune des Halters und Gereiztheit wirken sich direkt auf die Leistung und Bereitschaft des Tieres aus.
- Muskulatur sollte insgesamt gleichmäßig und vor allem auf beiden Seiten des Körpers mit identischer Intensität ausgebildet werden
Hundebesitzer sollten beachten, dass ein gezieltes Training nicht nur mit der körperlichen Leistung des Hundes verbunden ist. Gefragt sind beim Tier bei den Übungen auch Konzentration und Fokus.
Auch hierbei sollte vermieden werden, den Vierbeiner zu überfordern.
Muskelmasse wächst bei dem vierbeinigen Begleiter mittelbar auch durch Lob und Motivation. Diese unterstützen ihn dabei, bei der Sache zu bleiben.
Typische Trainingsmaßnahmen
Wir stellen Ihnen einige typische Trainingsvarianten für den Aufbau von Muskulatur beim Hund vor:
Hindernis- oder Cavaletti Training
Mit Hindernissen, die Sie beispielsweise auch aus Besenstilen selbst aufbauen können, trainiert der Hund insbesondere seine Läufe. Indem Sie das Tier langsam über die Hindernisse führen, animieren Sie es dazu, Vorder- und Hinterläufe bewusst über die Hindernisse zu heben. Je nachdem, wie Sie den Trainingsparcours im Einzelnen gestalten, lassen sich die Übungen intensivieren.
Bergauf- und Bergabtraining
Das Tier wird hier kleine Anhöhen hinauf und hinuntergeführt. Um das Training zu intensivieren, können kleine Slalomstrecken eingefügt werden. Auch bei dieser Übung geht es darum, dass der Vierbeiner ganz bewusst langsam seine Pfoten setzt. Es geht nicht um eine hektische oder besonders schnelle Ausführung der Übung.
Positur-Übung
Hierbei soll sich der Vierbeiner auf einen erhöhten Gegenstand wie beispielsweise einem Baumstamm oder einem umgedrehten Eimer mit den Vorderpfoten stellen.
Mit Leckerlies oder Spielzeug lenkt der Hundehalter die Aufmerksamkeit auf jeweils eine Seite des Körpers, sodass das Tier gezwungen ist, sein Hinterteil zu bewegen. Mit dieser Übung trainieren Sie die gesamte hintere Muskulatur, einschließlich der Hinterläufe.
Isometrisches Training
Bei diesen Übungen nimmt der Halter sehr aktiv an den Trainingsmaßnahmen teil. Zur korrekten Ausführung kann es empfehlenswert sein, sich einmal das Prinzip der isometrischen Übungen von einem Physiotherapeuten erklären zu lassen.
Auf den Punkt gebracht, übt der Halter an bestimmten Körperteilen des Hundes Druck aus, dieser spannt dabei die Muskulatur an und leistet Widerstand. Über den Widerstand entsteht ein Muskelreiz, der zum Muskelaufbau beitragen kann.
Hunden gefallen diese Übungen häufig sehr, weil sie auch mit einer besonderen Nähe zum Halter verbunden sind. Sie begreifen meist schnell das Prinzip und bringen dem Druck des Halters entsprechenden Widerstand entgegen. Für sie ist das alles ein Spiel, bei dem der Körper fast nebenbei Muskel- Masse aufbauen kann.
Der Faktor Ernährung beim Muskelaufbau Hund
Damit sich Muskelfasern verdicken können, benötigen sie ausreichend Baustoffe. Diese Baustoffe bilden Proteine, respektive die kleinsten Bausteine des Eiweißes Aminosäuren. Einige dieser Aminosäuren bildet der Körper selbst, andere müssen Sie mit der Nahrung zuführen.
Letztere bezeichnen wir als essentielle Aminosäuren.
Die Aminos:
- Isoleucin
- Leucin
- Lysin
- Methionin
- Phenylalanin
- Threonin
- Tryptophan
- Valin
sind für den Hund essentiell. Der amerikanische Wissenschaftler Professor Dr. Luca-Moretti hat mit Blick auf die essenziellen Aminosäuren bei Säugetieren eine Theorie des Aminosäurenmusters entwickelt.
Er vertritt dabei die These, dass essenzielle Aminosäuren besonders gut von dem jeweiligen Organismus verwertet werden können.
Die Verwertbarkeit bewegt sich dabei etwa bei 99 %. Deshalb sind die essentiellen Proteinbausteine der ideale Baustoff und können rel=""schnelleren Muskelaufbau unterstützen.
Selbst, wenn Sie dieser Theorie nicht folgen möchten, besteht kaum Zweifel an der Notwendigkeit einer ausreichenden Eiweißversorgung mit Blick auf mehr Muskelmasse.
Fleischfresser oder nicht?
Ernähren Sie Ihren hündischen Begleiter ausreichend mit Fleisch, nimmt er regelmäßig die notwendige Menge Protein auf. Dabei kommt es allerdings auch auf den allgemeinen Gesundheitszustand und vor allem auf sein Alter an.
Bei älteren Hunden arbeiten die typischen Umwandlungsprozesse, den Aminosäuren ständig im tierischen Organismus unterliegen, häufig nicht mehr so effektiv. Das bedeutet, der Bedarf an Eiweiß kann bei Hundesenioren größer werden.
Gleichzeitig baut sich altersgemäß Muskulatur im hündischen Organismus ab. Soll das Tier länger jung bleiben, sollte dem Muskelabbau entgegengewirkt werden.
Bei der Ernährung des Hundes wird immer wieder diskutiert, ob er ein reiner Fleischfresser ist oder ein Fleisch-Allesfresser. Überwiegend neigen Experten heute dazu, unsere domestizierten Vierbeiner anders als Wölfe als Fleisch-Allesfresser anzusehen.
Es gibt Hundehalter, die ihre Tiere vegan ernähren. Dies ist insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Proteinversorgung kritisch einzuschätzen.
Speziell bei jungen und älteren Tieren, die einen erhöhten Bedarf an Protein haben können, könnte eine vegane Ernährung des Hundes nicht als artgerecht angesehen werden. Zwar können vegane Nahrungsmittel ebenso Aminosäuren enthalten wie tierische.
Jedoch bilden gerade tierische Bestandteile bei der Fütterung die essenziellen Aminosäuren eher in ihrer Gesamtheit ab. Wird auf Fleisch verzichtet, kommt es außerdem auf eine sehr gezielte Kombination bestimmter pflanzlicher Nahrungsmittel an, um die Proteinversorgung sicherzustellen.
Ob der Hund unter solchen Umständen mehr Muskelmasse aufbauen kann, dürfte zweifelhaft sein. Bei Hunden mit einem erhöhten Bedarf an Eiweiß kann unabhängig von der Ernährungsweise unter Umständen eine Fütterungsergänzung mit Aminosäuren sinnvoll sein. Das gilt besonders dann, wenn es um dem Aufbau von Muskulatur geht.
Für weitere Tipps einfach hier im Blog stöbern oder meldet euch für unseren Newsletter an. Viel Spaß wünscht euch das Team von amino4u.