Muskelaufbau nach Bandscheibe OP: Schätzungsweise erfolgt jeder zweite Besuch beim Hausarzt in Deutschland aufgrund von Wirbelsäulenbeschwerden. Etwa 180.000 Menschen jährlich erleiden einen Bandscheibenvorfall, von denen rund 80.000 Betroffene an der Wirbelsäule operiert werden.
Andere, häufig damit verbundene Krankheitsbilder wie Verengungen des Wirbelkanals führen ebenfalls häufig zu einer Operation.
Aufgrund der immensen Bedeutung der Wirbelsäule für die Bewegungsfähigkeit und Aktivität des einzelnen Menschen zielen Nachbehandlung und Nachsorge im Anschluss an einen chirurgischen Eingriff auf die vollständige Wiederherstellung aller Funktionen im Wirbelsäulenbereich ab.
Der umgebenden Muskulatur im gesamten Rückenbereich kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. In diesem Beitrag geht es unter anderem um die Frage, wie sich nach einer Bandscheibenoperation möglichst schneller Muskelaufbau betreiben lässt und wie Sie ausreichend Masse aufbauen können.
Dabei nehmen vor allem die Bedeutung von Ernährung, Lebensstil und Training unter die Lupe.
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Die Bandscheiben: Zwischenwirbelscheiben - Anatomie, Funktion und Störungen
Die Wirbelsäule bildet die zentrale Achse unseres Körpers. Die gesunde Wirbelsäule in Form einer S-Kurve erlaubt Bewegungen und Aktivitäten in die verschiedensten Richtungen bei stabiler Ausrichtung.
Die Wirbelsäule steht aber nicht für sich als eine homogene anatomische Struktur. Ihre Funktion erfüllt sie in einem komplexen Zusammenspiel von Knochen, Bändern, Sehnen, Zwischenwirbelscheiben, Nerven und Muskeln.
24 Wirbel bilden die Grundlage der Wirbelsäule. 7 befinden sich im Bereich des Halses, 12 im Bereich der Brust und 5 im Bereich der Lende. Im Kreuz-Steißbeinbereich schließen sich weitere 10 Wirbel an.
Der Lendenbereich verwächst aber im Alter bis zu 25 Jahren zu einem gesamten, starken Knochenblock. Die Zwischenwirbelscheiben sind spezielle anatomische Elemente, die zwischen den Wirbelkörpern liegen und sie zu einer Doppel-S-Form verbinden.
Anatomische Grundlagen und Beeinträchtigungen
Zwischenwirbelscheiben sind von ihrem Aufbau her flexible, Strukturen, die aus knorpligen Fasern bestehen. Die Wirbelsäule besitzt 23 von ihnen. Jede Bandscheibe besteht aus zwei Teilen. Ein äußerer Faserring umschließt einen inneren Gallerkern.
Das gallertartige Gewebe des inneren Kerns besteht zu 80-85 % aus Wasser. Dieses Wasser wird durch bestimmte Eiweißstrukturen gebunden. Es entsteht eine Art Wasserkissen.
Dieses weist auf die Funktion jeder Scheibe hin: Die Kissen bilden ein elastisches Druckpolster und ermöglichen erst die Beweglichkeit der Wirbelsäule.
Wichtig ist, dass mit dem Abschluss des 20. Lebensjahres - der Mensch ist jetzt ausgewachsen - die Scheiben keine Blutgefäße mehr haben. Nur in der Abwechslung von Be- und Entlastung nehmen die Kerne erneut Flüssigkeit auf und versorgen sich mit Nährstoffen.
Mit jeder Belastung verlieren die Kerne Flüssigkeit. Bei einem Bandscheibenvorfall bricht ein Teil der Gallertmasse heraus dem Kern durch den äußeren Faserring. Das kann zu Schmerzen führen, wenn beispielsweise Nerven eingeklemmt werden.
Wie kommt es zu Bandscheibenvorfällen und wie schwerwiegend sind sie?
Die Geschmeidigkeit der äußeren Faserringe nimmt mit zunehmendem Alter ab. Dieser Prozess beginnt bereits ab einem Alter von 40 Jahren. Überlastungen, Fehlhaltungen und eine überwiegend sitzende Tätigkeit begünstigen Bandscheibenvorfälle ebenfalls.
In manchen Fällen spielen auch erbliche Faktoren eine Rolle. Bei den Betroffenen besteht dann eine gewisse Veranlagung für heraustretende Bandscheibenmasse.
Viele Betroffene sind sich nicht bewusst, dass bei Ihnen Durchbrechungen der äußeren Faserringe vorgekommen sind. Wenn das heraustretende Material nicht auf Nerven oder andere wichtige Elemente drückt, kommt es nicht unbedingt zu Schmerzen.
Wie schwerwiegend der Vorfall im Einzelfall ist, kann deshalb nicht standardmäßig beurteilt werden. Aus der unterschiedlichen Beeinträchtigung nach Vorfällen resultiert auch, dass nicht in jedem Fall ein operativer Eingriff notwendig wird.
Allerdings ist es wichtig, dass es zu einer gewissen Entlastung der Betroffenen Wirbelsäulenabschnitte kommt. An dieser Stelle kommt eine gut ausgeprägte und kräftige Muskulatur im gesamten Rückenbereich in Spiel.
Die Bedeutung der Muskulatur und Schäden aktiv vorbeugen
Die Muskulatur schützt in einem gewissen Umfang die gesamte Wirbelsäule und entlastet sie. Sie trägt auch dazu bei, dass die Bewegungen anatomiegerecht und nicht in einer Fehlhaltung ausgeführt werden.
Auch ihr stützender Charakter ist nicht zu unterschätzen. Beispielsweise können sie bei Wirbelbrüchen und Vorfällen dafür sorgen, dass es nicht zur Abklemmung von Nervensträngen kommt.
Die gefürchtete, oben beschriebene Spinalgangstenose ist in der Regel auch mit fehlender Muskulatur im Wirbelsäulenbereich verbunden, da dann stützende Elemente fehlen.
Nach erfolgten Bandscheibenvorfällen ist bei der konservativen Therapie immer Muskelaufbautraining ein Mittel der Wahl. Konservative Therapie heißt, dass kein chirurgischer Eingriff erfolgt.
Die Folgen des Bandscheibenvorfalls werden vielmehr durch physiotherapeutische Maßnahmen und eine Stärkung der Muskulatur aufgefangen.
Es sei hier noch einmal betont, dass Muskulatur nicht erst dann eine Rolle spielt, wenn der Schaden in Form eines Bandscheibenvorfalls bereits eingetreten ist.
Grundsätzlich kann eine kräftige Muskulatur im gesamten Wirbelsäulenbereich dazu beitragen, Beschwerden und Schäden aktiv vorzubeugen. Je älter wir werden, desto intensiver bauen wir Muskulatur ab.
Es kann für die Erhaltung der Gesundheit im Wirbelsäulenbereich interessant sein, ganz gezielt und dauerhaft am Aufbau von Muskulatur zu arbeiten. Viele Menschen ersparen sich so ernste Beschwerden im Wirbelsäulenbereich. Die Muskulatur trägt auch dazu bei, die Beweglichkeit im Rücken auf einem jugendlicheren Niveau zu halten.
Der Muskelaufbau nach einer Bandscheiben OP
Bei schweren Bandscheibenvorfällen, bei denen Strukturen wie Nerven in Mitleidenschaft gezogen worden sind, kommen Betroffene an einem operativen Eingriff nicht vorbei.
Oft handelt es sich dabei um eine Form von Entlastungsoperation, bei der bestimmte überbelastete Bereiche oder eingeklemmte Nerven von ihrer Belastung befreit werden müssen.
Auch kann sich die Notwendigkeit einer Wirbelsäulenoperation ergeben, wenn die Wirbelsäulenverletzung beispielsweise die Folge eines Unfalls oder einer Sportverletzung ist.
In diesen Fällen ist es oft nicht möglich, die Beweglichkeit und Schmerzfreiheit ohne einen chirurgischen Eingriff wiederherzustellen. Ein wesentlicher Bestandteil von Rehabilitationsmaßnahmen nach dem Eingriff ist der Aufbau von Muskulatur.
Trainings- und Therapiemethoden in verschiedenen Zeitabschnitten
In der Regel umfassen die Rehabilitationsmaßnahmen nach dem Eingriff sehr unterschiedliche Maßnahmen. Manches setzt bereits ein, wenn der Patient noch bettlägerig ist. Hier geht es darum, ihn allgemein zu mobilisieren und vielleicht auch die Atmung zu stabilisieren.
Im nächsten Schritt soll meist die Alltagsmobilität wiederhergestellt werden. Erst dann können sich gezielte Trainingsmaßnahmen anschließen, die Muskelaufbaumaßnahmen umfassen.
Es gibt keine Standardempfehlungen für Muskeltraining nach Operationen an der Wirbelsäule. Das hat unter anderem damit zu tun, dass die Betroffenen von sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in punkto Fitness und Körperaufbau in das Training gehen.
Ein trainierter Sportler hat ein anderes Leistungsniveau als ein untrainierter oder älterer Mensch. Muskelaufbau im Alter nach einer Wirbelsäulenoperation muss deshalb exakt auf die Leistungsfähigkeit, den Trainingsstand, die körperlichen Voraussetzungen und auch die Motivation der Betroffenen abgestimmt sein.
Außerdem ist auch zu berücksichtigen, dass untrainierte Menschen anfänglich selbst mit wenig Training schneller Muskelmasse aufbauen können als bereits intensiv trainierte Personen. Hier müssen die gesetzten Trainingsreize also oft weniger intensiv sein.
Ernährung und Lebensstil
Wenn nach einer Operation im Wirbelsäulenbereich möglichst zügig Muskulatur aufgebaut werden soll, können weitere Faktoren neben den Trainingsaktivitäten nicht vernachlässigt werden. Zum einen spielt die Ernährung für den Aufbau von Muskeln ebenfalls eine Rolle.
Zum anderen hat vielfach ein spezieller Lebensstil zu den Beschwerden und Schäden im Wirbelsäulenbereich geführt. Dieser Lebensstil hatte häufig auch zur Folge, dass nicht ausreichend Muskulatur zum Schutz von Wirbelsäulenelementen zur Verfügung stand.
Wird ein solcher passiver Lebensstil nach der OP beibehalten, nützen auch kurzfristige Maßnahmen zum Aufbau von Muskulatur wenig. Möglicherweise ist dann bereits die nächste Bandscheibenoperation absehbar.
Proteinversorgung und Muskelwachstum
Für das Muskelwachstum sind Proteine und damit ihre kleinsten Bausteine, die Aminosäuren, unverzichtbar. Proteine bilden den Baustoff für alle Körpergewebe und damit auch für die Muskulatur.
Eiweiße (Proteine) sind Substanzen, die im menschlichen Körper ständigen Umbauprozessen unterworfen sind. Wir unterscheiden zwischen essentiellen Aminosäuren und nicht-essentiellen Aminosäuren.
Erstere müssen dem Körper immer wieder mit der Nahrung zugeführt werden, denn unser Organismus kann sie nicht selbst bilden.
Andere Bausteine werden vom Körper selbst zusammengesetzt, für ihre Bildung müssen aber auch viele andere Substanzen wie bestimmte Enzyme sowie weitere Eiweißbausteine in ausreichender Menge vorhanden sein.
Die Bedarfswerte können bei Eiweiß von Mensch zu Mensch stark schwanken. Empfehlungen reichen hier von 0,8 g Kilogramm Körpergewicht bis zu 1,6 g/Kilogramm Körpergewicht in besonderen Lebenssituationen. Außerdem ist Eiweiß nicht gleich Eiweiß. Manches Protein ist für den menschlichen Körper besser verwertbar als anderes.
Die Auf- und Umbauprozesse im Körper können bei älteren Menschen langsamer verlaufen und mehr Ressourcen verbrauchen. Deshalb empfehlen Gesundheitsexperten, dass Ältere auf ihre Eiweißversorgung achten sollten.
Das gilt insbesondere in der Nachbehandlung nach Operationen und damit auch nach Wirbelsäulenoperationen. Wer nach einem Eingriff an der Wirbelsäule nicht auf seine Eiweißversorgung achtet, kann auch bei intensivem Training nicht abnehmen und Muskeln aufbauen.
Eventuell kommt es sogar eher zum Abbau von Muskulatur, weil der Organismus bei unzureichender Eiweißzufuhr auf das Protein in der Muskulatur zurückgreift. Aus diesem Grund ist im Zusammenhang mit dem Aufbau von Muskulatur eine kalorienreduzierte Diät eine schlechte Idee.
Dies ist jedenfalls dann der Fall, wenn diese Diät nicht mit einer ausreichenden Zufuhr von Eiweiß und Muskelaufbau verbunden ist. Diäten machen bei manchen Menschen einen Teil ihres Lebensstils aus.
Ohne, dass es ihnen bewusst wird, kann sich dieser Lebensstil schädlich auf die Gesundheit der Wirbelsäule auswirken. Nicht nur zu wenig Bewegung, sondern auch zu wenig Eiweiß können degenerative Veränderungen an der Wirbelsäule fördern.
Muskelaufbau nach Bandscheiben OP: Trainingsreize setzen
Muskulatur - beispielsweise nach einer Entlastungsoperation - lässt sich in verschiedener Weise durch Training aufbauen. Allgemein baut sich Muskulatur auf, wenn sich Belastungsreize und Erholungsphasen abwechseln.
Wenn von Muskelwachstum die Rede ist, geht es um eine Verdickung der vorhandenen Muskelfasern. Jedes Muskelwachstum ist in gewisser Weise eine Anpassungsreaktion. Der Muskel reagiert auf Reize und richtet sich darauf ein, zukünftig stärkeren Reizen standzuhalten.
In der Nachsorge nach einem chirurgischen Eingriff an der Wirbelsäule lassen sich Muskelreize in unterschiedlicher Art und Weise setzen.
Hier ist etwa zu denken an:
- Schwimmen und weiteres Training im Wasser wie Aquafitness
- isometrische Übungen (Übungen, bei denen das eigene Körpergewicht eingesetzt wird)
- Krafttraining
- Rudern
- Rückengymnastik
- mehr Bewegung im Alltag
- bestimmte Formen von Yoga
- Pilates
Bei manchen Personengruppen beinhalten Trainingsmaßnahmen und Übungen nicht nur direkte Reize an die Muskulatur im Rückenbereich. Es kann hier auch um Koordination und Gleichgewichtsübungen gehen, die dabei unterstützen, den gesamten Wirbelsäulenbereich zu stabilisieren.
Um zukünftig Fehlhaltungen zu vermeiden, gilt es dabei auch zu trainieren, wie manche Bewegungen durchgeführt werden. Möglicherweise werden oft die falschen Muskeln für bestimmte Bewegungen eingesetzt, und damit überfordert.
Bestimmte Bewegungskonzepte wie etwa Feldenkrais setzen genau an dieser Stelle an.
Spezielle Trainingskonzepte können, müssen aber nicht sein
Wie bereits beschrieben, gibt es das e i n e Training nach einem chirurgischen Eingriff an der Wirbelsäule nicht. Die Rehabilitationsmaßnahmen müssen auf die individuellen Voraussetzungen des einzelnen Betroffenen abgestimmt werden.
Es gibt spezielle Trainingskonzepte wie beispielsweise Kieser-Training, die den Bereich der Wirbelsäule und den Aufbau von Muskulatur in diesem körperlichen Bereich in den Fokus nehmen. Das Kieser Training ist ein Krafttraining, das insbesondere die Rückengesundheit im Auge hat.
Für manche Menschen kann ein spezielles Trainingskonzept richtig sein, um etwa nach Bandscheibenvorfällen Rückenmuskulatur aufzubauen und zu erhalten.
Diese meist eher teuren Programme, die mit einer Mitgliedschaft in einer bestimmten Trainingseinrichtung verbunden sind, müssen Sie nicht unbedingt absolvieren, um nach einer Wirbelsäulenoperationen fit zu werden und die Rückenmuskulatur zu stärken.
Physiotherapeuten zeigen Betroffenen während Rehabilitationsmaßnahmen nach dem Eingriff meist eine Reihe von Übungen und Maßnahmen auf, die sich auch gut in den Alltag integrieren lassen.
Wichtig ist am Ende nur, dass in der Kombination Training, Lebensstil und Ernährung mehr für die vernachlässigten Rückenmuskeln getan wird, als es meist vor der operativen Maßnahme der Fall war.
Im Idealfall bleiben Sie jetzt ein Leben lang aktiv am Ball, um weiteren Bandscheibenvorfällen und ähnlichen Ereignissen vorzubeugen. Stärken Sie Ihren Rücken und betreiben Sie regelmäßig Muskelaufbau nach einer Bandscheiben OP.
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